Automatisierung: Lieferketten auf die nächsten unerwarteten Nachfragespitzen vorbereiten

Customer looking at empty shelves

Die Panikkäufe zu Beginn der COVID-19-Krise haben die Einzelhändler überrascht. Die Regale mit Lebensmitteln und Produkten für den täglichen Bedarf sind oftmals leer geblieben. Das weckte bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern Ängste, die Vorräte der Einzelhändler könnten zur Neige gehen, und löste weitere Panikkäufe aus, sobald Produkte wie Toilettenpapier, Reinigungsmittel und Handdesinfektionsmittel wieder erhältlich waren. In Wirklichkeit hatten die Lager und Vertriebszentren ausreichende Kapazitäten, die Verkaufsstellen konnten ihre Bestände jedoch nicht schnell genug auffüllen.

In der Vergangenheit haben die weltweiten Lieferketten bereits unter Beweis gestellt, dass sie Nachfragespitzen ausgleichen können, meistens allerdings nur in der Weihnachtszeit. Das hat die Einzelhändler jedoch nicht auf die unerwartete Nachfrage durch die COVID-19-Krise vorbereitet. Warum? Die Lieferketten sind in vielen Fällen zu unflexibel, um mit einem unerwarteten schnellen Anstieg der Nachfrage fertigzuwerden.

Da Einzelhändler und ihre Lieferketten durch die anhaltende Nachfrage der Verbraucherinnen und Verbraucher immer mehr unter Druck geraten, müssen sie Automatisierungstechnologien schnell integrieren, um mit den Schwankungen fertigzuwerden, die unerwartete Ereignisse mit sich bringen – heute ist es COVID-19, aber wer weiß, was als Nächstes kommt.

Die Lieferketten sind in vielen Fällen zu unflexibel, um mit einem unerwarteten schnellen Anstieg der Nachfrage fertigzuwerden.

Unerwartete Nachfrage kann Lieferketten durcheinanderbringen

An einem normalen Tag sind die Lager in den Vertriebszentren zu 90–95 % ausgelastet, und bei den derzeitigen Modellen richtet sich der Lagerbestand nach den Verkaufstrends der vorhergehenden Monate. Die großen und kleinen Einzelhändler führen monatliche, wöchentliche und stündliche Prüfungen und Evaluierungen dieser Informationen durch, um besser einschätzen zu können, was die Verbraucherinnen und Verbraucher kaufen werden. Das ändert sich nur bei der Vorbereitung auf den saisonalen Anstieg in der Weihnachtszeit. Dann planen die Einzelhändler anhand der Einkaufstrends der vorherigen Jahre und der Prognosen für dieses Jahr. Diese Vorbereitung dauert jedoch mehrere Monate oder sogar das ganze Jahr vor der Shoppingzeit zu Weihnachten.

Um die Nachfrage während der COVID-19-Krise zu decken, halten sich Amazon und andere Lieferdienste an ihre Pläne für die Weihnachtszeit und suchen dringend nach Lager- und Lieferpersonal zur Abwicklung der Aufträge. Das ist jedoch nur eine Übergangslösung. Eine dauerhafte Lösung erfordert Software und Automatisierungslösungen, um effizienter und auf lange Sicht kostengünstiger auf unerwartete Nachfragesteigerungen reagieren zu können. Dies hat den zusätzlichen Vorteil, dass weniger menschliche Eingriffe nötig sind.

Lieferketten anspannen, wenn sie beansprucht werden

Die COVID-19-Krise hat allen deutlich gemacht, dass Einzelhändler (insbesondere im Lebensmittelsektor) unter Umständen in ihren End-to-End-Lieferketten Automatisierungstechnologien einführen müssen, um die nötige Kapazität und Flexibilität im Umgang mit schnellen Schwankungen des Online- und Offline-Kundenverkehrs zu erlangen. Schon vor der Pandemie hatten Lebensmittelhändler Probleme im Hinblick auf die Nachhaltigkeit und Rentabilität der Abwicklung von Aufträgen in einer Branche, die für ihre engen Profitmargen berüchtigt ist.

Diese bereits bestehenden Probleme haben sich nun weiter verstärkt, sodass Lebensmittelhändler es jetzt noch schwerer haben, ihre Online- und Offline-Aufträge abzuwickeln. Anfang März hatten die Lebensmittelhändler zu Beginn der Panikkäufe einen starken Anstieg der Laufkundschaft. Daher beeilten sie sich, die Regale mit Produkten für den täglichen Bedarf wieder aufzufüllen. Einige Wochen später kamen weniger Kundinnen und Kunden in die Geschäfte, da landesweit Abstandsregeln und Ausgangsbeschränkungen eingeführt wurden. Dies führte zu einem enormen Anstieg der Online-Käufe mit Lieferung nach Hause oder Abholung im Auto.

Einzelhandelsstandorte mit Mikro-Fulfillment-Lösungen können schnell von einer Anwendung zur anderen wechseln, um die Aufträge im Geschäft abzuwickeln, Waren zur Abholung bereitzustellen oder andere Geschäfte in der Nähe zu unterstützen.

Das Unerwartete voraussehen

Alle Einzelhändler sollten nun die Einführung von Automatisierungstechnologien und Logistiksoftware in Betracht ziehen, die ihren Lieferketten die nötige Flexibilität im Umgang mit unerwarteten Nachfrageanstiegen verleihen. Mikro-Fulfillment ist zum Beispiel eine Lösung, die entweder in den Lagern bereits vorhandener Geschäfte, nahegelegenen Vertriebszentren oder Dark-Stores installiert werden kann, um die regionale Kundennachfrage zu bedienen. Mikro-Fulfillment ist zwar im Wesentlichen für Online-Bestellungen ausgelegt, erweist sich in der Praxis aber als ziemlich flexibel. Einzelhandelsstandorte mit Mikro-Fulfillment-Lösungen können schnell von einer Anwendung zur anderen wechseln, um die Aufträge im Geschäft abzuwickeln, Waren zur Abholung bereitzustellen oder andere Geschäfte in der Nähe zu unterstützen.

Außerdem reduzieren sich durch Automatisierung die menschlichen Interaktionen mit dem Lagerbestand. Die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben eine hohe Priorität. Technologien wie Fahrzeuge mit automatischer Führung (Automated Guided Vehicles, AGV) und Shuttle-Systeme zur Lagerung/Pufferung trennen das Personal von den Arbeitsbereichen. Durch Automatisierung können Einzelhändler auch während einer Pandemie den Betrieb aufrechterhalten, ohne dass ihr Personal gegen die Sicherheitsprotokolle verstößt.

Mehrere Standorte mit derselben Logistiksoftware zu integrieren, eröffnet einen ganzheitlichen Blick auf die gesamte Lieferkette. Mithilfe dieser vernetzten Daten können Einzelhändler anhand des Kaufverhaltens ihrer Kundinnen und Kunden (einschließlich der Panikkäufe) effektivere Entscheidungen treffen, um den nötigen Lagerbestand zu ermitteln, auf größere Nachfragespitzen zu reagieren und Ausfallzeiten zu verhindern.

Den Einzelhandel auf die Zukunft vorbereiten

Hätten die Einzelhändler bereits mehr Automatisierungstechnologien und Logistiksoftware implementiert, dann wären möglicherweise die Reaktionen auf die Panikkäufe, die Ausweitung der Produktion und die Aufstockung der Lagerbestände beschleunigt worden. Unvorhergesehene Nachfrageschwankungen werden in Zukunft wahrscheinlich zur Normalität. Damit ihre Lagerbestände die richtige Größe haben und der nächste unerwartete Anstieg der Nachfrage sie nicht unvorbereitet trifft, müssen Einzelhändler die Kapazität, Agilität und Flexibilität ihrer Lieferketten erhöhen.

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