Der komplizierte Zusammenhang zwischen Bequemlichkeit und Komplexität
Das Lieferkettenumfeld in der Lebensmittelbranche ändert sich – Software hilft den Unternehmern, sich darauf einzustellen
„Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung“, stellte der griechische Philosoph Heraklit vor 2.500 Jahren fest. Diese Aussage gilt bis heute – erst recht, wenn man die aktuelle Entwicklung im Lebensmitteleinzelhandel betrachtet. Bereits vor der Pandemie waren umfassende Änderungen im Gange. Einige davon hingen mit dem (wenngleich langsamen) Wachstum des Online-Handels zusammen, andere hingegen mit den Entwicklungen im Kaufverhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher. Das Zusammenspiel und die Beschleunigung dieser Veränderungen setzen die Lieferketten und ihr Umfeld unter zunehmenden Druck, und der Einzelhandel hat alle Mühe, die Erwartungen der Verbraucherinnen und Verbraucher zu erfüllen.
Aber keine Angst! Es gibt Hoffnung. Bevor wir dazu kommen, sehen wir uns zunächst einmal an, wie diese Belastung der Lebensmittellieferketten ihren Anfang genommen hat.
Der lange Weg in die Stadt
Vor ein paar Jahren sah das Einkaufsverhalten der typischen amerikanischen Familie so aus: Einmal in der Woche fuhr sie mit dem Auto zu einem großen Supermarkt in einem Vorort und versorgte sich mit Vorräten für die nächste Woche. Der Supermarkt (oder besser gesagt Hypermarkt) wurde ebenfalls einmal die Woche (oder vielleicht einmal alle zwei Wochen) von einem riesigen Vertriebszentrum aus mit vollen, nach Produkten getrennten Paletten beliefert.
Vor einiger Zeit kam jedoch ein neuer Trend auf: Immer weniger Menschen nahmen diese zeitraubende Fahrt zum Hypermarkt noch auf sich. In den Städten und Wohnvierteln tauchten immer mehr kleinere Geschäfte auf, und die Lebensmittelhändler kamen näher zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern. Dies war der erste Schritt einer Entwicklung, die für die Käuferinnen und Käufer mehr Bequemlichkeit bedeutete. Und nicht nur Heraklit hat seine Theorien, sondern ich auch: Je bequemer es für die Verbraucherinnen und Verbraucher wird, desto komplizierter für die Lebensmittelhändler.
Je bequemer es für die Verbraucherinnen und Verbraucher wird, desto komplizierter für die Lebensmittelhändler.
Weniger Grundfläche, größerer Aufwand
Verbraucherinnen und Verbraucher (insbesondere die jüngeren) mögen es, wenn ein Lebensmittelgeschäft bei ihnen um die Ecke ist – sie können dann jederzeit einkaufen, sogar ohne Auto. Dementsprechend müssen sie nicht mehr so viel im Voraus planen. Die Einkäufe werden kleiner, finden aber häufiger statt. In anderen Teilen der Welt ist das übrigens schon länger so, vor allem in Europa, wo die Bevölkerungsdichte höher ist.
Eine wöchentliche Belieferung reicht für die Lebensmittelhändler nicht mehr aus, daher steigt die Lieferfrequenz der Vertriebszentren. Und da in den Geschäften in der Innenstadt weniger Platz als in den Hypermärkten in der Vorstadt ist, sind ganze Paletten mit ein und demselben Produkt nunmehr unpraktisch – die Lebensmittelhändler entscheiden sich stattdessen für halbe Paletten und Mixed-Case-Paletten mit mehreren unterschiedlichen Artikeln, um der Nachfrage gerecht zu werden.
Hoher Druck, noch höhere Erwartungen
Doch das nicht genug: Auch die Erwartungen der Verbraucherinnen und Verbraucher haben sich geändert. Durch das Gesundheitsbewusstsein und ein steigendes Interesse an Nachhaltigkeit verschiebt sich das Kaufverhalten hin zu Produkten aus biologischer oder regionaler Herstellung. Die Verbraucherinnen und Verbraucher wünschen sich mehr Informationen – sie möchten sehen, woher die Waren kommen, wissen, wer mit ihnen gearbeitet hat, und sie am besten jederzeit nachverfolgen können. Die Transparenz der Lieferkette gewinnt offensichtlich sowohl für die Verbraucherinnen und Verbraucher als auch für die Lebensmittelhändler immer mehr an Bedeutung.
Daran zeigt sich, dass der Zusammenhang zwischen Bequemlichkeit für die Verbraucherinnen und Verbraucher und Komplexität in der Lieferkette kausaler Natur ist. Er ist so präzise und unerschütterlich, wie der Energieerhaltungssatz in der Physik oder Newtons Axiome: Wenn die Kundinnen und Kunden weniger planen, müssen die Lebensmittelhändler diese Aufgabe übernehmen. Wenn die Kundinnen und Kunden kürzere Wege haben, werden die Wege der Lebensmittelhändler länger. Und wenn für die Kundinnen und Kunden durch den Boom des Online-Handels jederzeit alles verfügbar ist, kann das Umfeld der Lebensmittellieferketten zu einem Alptraum werden.
Die gute Nachricht: Software weist den Weg aus dem Chaos
Die COVID-19-Pandemie hat die Wahrheit an den Tag gebracht, dass mehr Einsatz und verstärkte Anstrengungen mit den bestehenden Systemen ausreichen, um eine kurzfristige Krise zu überstehen, aber als langfristiger Plan ungeeignet (und ganz bestimmt nicht rentabel) sind. Zusätzliche Arbeitskräfte und Maschinen helfen, den Durchsatz zu steigern, erhöhen aber nicht unbedingt die Geschwindigkeit und Effizienz.
Eine langfristige Lösung für all diese Herausforderungen sollte die zu Beginn erwähnte Konstanz der Veränderung berücksichtigen: ein offenes System, das sich leicht an alle Änderungen anpasst. Genau diese Art von Lösung kann eine Software bieten. Mit Software lassen sich die radikalen Schwankungen der Kundennachfrage bewältigen. Sie arbeiten dann einfach intelligenter statt intensiver.
Mit Software lassen sich die radikalen Schwankungen der Kundennachfrage bewältigen. Sie arbeiten dann einfach intelligenter statt intensiver.
Einige Beispiele, wie Komplexes einfach werden kann
In einer Welt, in der sich die Kundenerwartungen und Vertriebskanäle so radikal verändert haben, können bereits kleine Abweichungen vom „idealen Ablauf“ zu großen Problemen führen. Was ist zum Beispiel, wenn eine Kundin bzw. ein Kunde eine Bestellung nachträglich ändert? Software bietet in diesem Fall eine einfache und (was noch wichtiger ist) sofortige Lösung, denn Änderungen und Anpassungen können unverzüglich vorgenommen und in Echtzeit mit der Kundin bzw. dem Kunden abgesprochen werden.
Und was ist, wenn sehr viele Kundinnen und Kunden gleichzeitig bestellen? Software kann Arbeitsaufgaben in Echtzeit planen und die Effizienz der Kommissionierung gegen die Einhaltung der Liefer-/Abholzeiten abwägen. Die volumetrische Auftragsplanung ermöglicht die gleichzeitige Kommissionierung ähnlicher Aufträge, sodass auch verkürzte Lieferfristen eingehalten werden können. Hier zeigt sich schließlich, was „intelligentes Arbeiten“ wirklich bedeutet – und wie eine Investition in Software für Lebensmittelhändler zu einer zentralen Strategie wird.
Die Lebensmittelbranche steht derzeit und sicherlich auch in der Zukunft vor einer langen Liste von „Was aber, wenn ...“-Fragen. Ich bin überzeugt, dass sich jede einzelne davon mithilfe von Software beantworten lässt. Man darf nicht vergessen, dass Software zwar eine Lösung sein kann, aber nicht magisch wirkt. Lebensmittelhändler werden aber wesentlich bessere Ergebnisse erzielen, wenn sie Software weniger als zusätzliches Extra, sondern eher als die Lösung selbst begreifen. Es gibt bereits alle nötigen Hilfsmittel, um die Herausforderungen zu bestehen. Der beste Zeitpunkt, sie zu nutzen, ist jetzt. Denn wenn Veränderungen die einzige Konstante in dieser komplexen Welt sind, ist eine Software vielleicht die beste Möglichkeit, ihnen zu begegnen.